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Geschichte Blumenau / Liethe

 

Kurzer Abriss der Geschichte von Blumenau-Liethe

 

Der heutige Ort Blumenau wird erstmals in einem 1317 beurkundeten Vergleich zwischen dem Bischof von Minden und dem Grafen von Wunstorf (Roden) genannt, allerdings noch als „Borstelde". Die Abmachung bestimmte, dass der Graf sein Schloss in Wunstorf abzureißen habe, aber ein neues auf dem Borstelthofe errichten dürfe. Schon wenig später, in Urkunden der Jahre 1320 und 1321, ersetzt der neue Name „Blumenau" (in der Schreibform „Blomenow" oder „Blomenowe") den früheren und verweist auf die Lage im blumenreichen Flusstal. 

 

Der Ortsteil Liethe wurde bereits 1297 als „Grevincborstelde" erstmals erwähnt. Der Ortsname kann dabei als „Siedlung der Leute des Grafen" aber auch als „der Leute des Gravo" (= Personenname) gedeutet werden. Der spätere Ortsname „Liethe", erstmals 1547 als Zusatz zum alten Ortsnamen verwendet, verweist auf seine Lage am Leine-Hochufer (neuniederdeutsch „Liet" = Berglehne, Bergabhang). 

 

Wie auch Wunstorf fiel Blumenau im 15. Jahrhundert an die Welfen. 1467 erhielt die Herzogin Mathilde von Braunschweig-Lüneburg die Burg Blumenau zur Leibzucht (= als Altenteil). Anschließend wird Blumenau Sitz eines umfangreichen Calenbergischen Amtes, des Amtes Blumenau, das bis nach Hannover und an den Deisterrand reichte, und neben zahlreichen anderen Orten sowie Blumenau und Liethe auch Luthe, Kolenfeld und Kronsbostel (seit 1928 zu Bokeloh gehörend) umfasste.

 

Amt Blumenau ca. 1770 - NLA HA, Kartensammlumg Nr. 11 f. 17 pm.

Amt Blumenau ca. 1770 

NLA HA, Kartensammlumg Nr. 11 f. 17 pm.

Zum Amtssitz, an den die Bauern des Amts ihre Abgaben abzuliefern hatten, gehörten auch eine Wassermühle und ein Amtskrug (später Dorfkrug). 

 

Während der Hildesheimer Stiftsfehde 1519-1523 wurde der Ort wie auch viele andere Dörfer des Amtes und das benachbarte Wunstorf durch die Truppen des Bischofs von Hildesheim in Brand gelegt. 

 

1757, während des Siebenjährigen Krieges, lagerte eine französische Armee unter dem Befehl des Marschalls de Richelieu zum großen Teil westlich des heutigen Ortsteils Blumenau-Liethe.

 

1790 bekam das Amt Blumenau die Vogtei über die Stadt Wunstorf übertragen; damit übernahm der Amtmann die Funktion des vorherigen Stadtvogts, der in Personalunion auch Bürgermeister gewesen war. Zuweilen wurden beim Amtssitz auch Todesurteile exekutiert, der Flurname „Galgenberg“ zeugt noch davon. Bereits 1674 war Berndt Heimberg wegen Mordes gehängt worden, 1698 Cord Siehusen. 1817 wurde hier der 22-jährige Franz Vogt aus Mühlen in Sachsen wegen Meuchelmordes enthauptet. 

 

1819 wurde das kleine Amt Bokeloh in das Amt Blumenau integriert, das noch 40 Jahre bestand, bis es 1859 aufgelöst wurde. Die Beamten des Amts Blumenau von 1735 bis 1849 finden Sie hier.

Foto von Karte als Aushang im Gasthaus "Zum alten Fritz", Blumenau

Foto von Aushang im Gasthaus 

"Zum alten Fritz", Blumenau

Übrig blieb die Domäne Blumenau, der vorherige Eigenbesitz des Amtes, zu der 1920 1.020 Morgen Ackerland gehörten, eine die Auewiesen abgrasende Schafherde von 600 Tieren, rund 30 Arbeits-, Kutsch- und Reitpferde und die außer zusätzlichen Saison- und Erntearbeitskräften (Wunstorfer Frauen und polnische Landarbeiter) rund 25 Familien ständig beschäftigte. 

 

Parallel dazu existierte ein ähnlich großes Gut in Liethe, das ursprünglich der Familie von Hugo, später der Familie von dem Bussche-Haddenhausen gehörte; hier wurden 1901 rund 85 Milchkühe gehalten und außerdem Pferde-, Schweine- und Schafzucht betrieben. 15 Familien waren hier dauerhaft beschäftigt, außerdem polnische Saisonarbeitskräfte und Frauen aus Bordenau und Klein Heidorn zu Spitzenbedarfszeiten. 

 

Charakteristisch für Blumenau und Liethe ist also die lange, bis ins 20. Jahrhundert währende Existenz als Gutsbezirke.

Ansicht Gut Liethe 1877 - Stadt Wunstorf-Stadtarchiv - Foto: Claus von dem Bursche

Ansicht Gut Liethe 1877 

Stadt Wunstorf - Stadtarchiv 

Foto: Claus von dem Bussche 

Erst auf Grund despreußischen Gesetzes zur Reform des Gemeindeverfassungsrechts vom 27. Dezember 1927 wurden die Gutsbezirke aufgehoben und Blumenau-Liethe zu einer selbständigen Gemeinde umgewandelt.

 

Der idyllischen Lage und der Gestalt der Dörfer wegen waren Blumenau und Liethe beliebte Ausflugsorte, die in Wanderführern und Ausflugsschilderungen beschrieben wurden. Der Wunstorfer Verschönerungs- und Verkehrsverein empfiehlt in seiner nach 1900 erschienenen Broschüre „Erinnerung an Wunstorf" auch einen Spaziergang nach der „Liether Schweiz".

 

 

Ansichtskarte von Blumenau - Stadt Wunstorf - Stadtarchiv - Sammlung Gehle

Ansichtskarte von Blumenau 

Stadt Wunstorf - Stadtarchiv 

Sammlung Gehle


Anders als Klein Heidorn, aber aus dem gleichen Grund - der militärischen Aufrüstung durch das NS-Regime, die in den Zweiten Weltkrieg mündete - erlebte Blumenau im Jahre 1936 eine deutliche Veränderung: Um den Truppenübungsplatzes Munsterlager in der Lüneburger Heideausbauen zu können, wurden Bauern von dort durch das Reichskriegsministerium umgesiedelt.

 

 

Stadt Wunstorf - Stadtarchiv - Foto: Klaus Fesche

Gedenktafel

Stadt Wunstorf - Stadtarchiv 

Foto: Klaus Fesche

Als neuen Siedlungsort wählten sie nach erfolglosem Protest Blumenau aus, wo Ihnen auf dem vormaligen Domänengrund 22 neue Hofstellen samt landwirtschaftlicher Nutzfläche zur Verfügung gestellt wurde. Durch diese „Aufsiedlung" und aufgrund der hier untergebrachten Flüchtlinge und Vertriebenen nach dem Zweiten Weltkrieg verdoppelte sich die Einwohnerzahl Blumenaus.

 

Schon vor dem Krieg wurde 1938 deshalb eine eigene Schule gebaut; vorher waren die Blumenauer Kinder in Wunstorf und die Liether Kinder in Klein Heidorn zur Schule gegangen. Inzwischen hat die Oststadtschule die Funktion als Grundschule für die Kinder aus Blumenau übernommen.

Blumenau, Leinechaussee vor altem Amtshof - Stadt Wunstorf - Stadtarchiv - Boedtger, 1950

Blumenau, Leinechaussee vor altem Amtshof 

Stadt Wunstorf - Stadtarchiv 

Foto: Boedtger, 1950

Auf dem ehemaligen Gut in Liethe, in der NS-Zeit auch Heeres-Lehrgut der deutschen Wehrmacht, entstand ab 1948 die Deula-Liethe (Deula=Deutsche Lehranstalt für Agrartechnik), die bald rund 5.500 landwirtschaftliche Nachwuchskräfte jährlich an verschiedenen Landmaschinen (Traktoren, Mähdrescher u.a.) ausbildete. 

 

Später entstand hier ein Feuerwehr-Trainings-Zentrum, und zeitweilig schulte die Bundeswehr hier Rekruten in der Abwehr von ABC-Waffen. Heute ist das frühere Gutshaus wieder in Privatbesitz. 

 

Aufgrund der Verwaltungs- und Gebietsreform des Jahres 1974 ist Blumenau-Liethe heute ein

Ortsteil der Stadt Wunstorf.

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Ansichtskarte Deula, Liethe

Stadt Wunstorf - Stadtarchiv

Sammlung Gehle

Quellenangaben zu "Kurzer Abriss der Geschichte von Blumenau-Liethe"

 

Text: 

Stadt Wunstorf, Stadtarchiv, Klaus Fesche - 24.07.2023

 

Literatur:

Armin Mandel: Blumenau - Liethe. Zwei Dörfer wurden ein Dorf 1936-1986, Blumenau 1986

Armin Mandel: Blumenau 1936-1961, Blumenau 1961

Ulrike Begemann: Bäuerliche Lebensbedingungen im Amt Blumenau (Fürstentum Calenberg), 1650-1850, Hannover 1990

Klaus Fesche: Geschichte Wunstorfs. Die Stadt, der Flecken und die Dörfer, Springe 2010

Heinz Georg Röhrbein: Eheverträge und Höfesachen im vormaligen Amt Blumenau 1621-1758, Hannover 1981

Frankenstein, Norbert: Hannover in alten und neuen Reisebeschreibungen, Düsseldorf 1991 (S. 111: Hinrichtung in Blumenau)

 

 

 

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